In Spanien bleibt Leihmutterschaft sowohl moralisch als auch rechtlich ein umstrittenes Thema. Der aktuelle Rechtsrahmen ist eindeutig: Leihmutterschaftsverträge sind null und nichtig . Dies ist in Artikel 10 des Gesetzes über assistierte Reproduktionstechniken festgelegt und wurde vom Obersten Gerichtshof wiederholt bestätigt.
Zivilgerichte sehen in solchen Vereinbarungen eine Verletzung der Würde der Leihmutter und ein Infragestellen des Kindeswohls. Daher registriert Spanien im Ausland durch Leihmutterschaft geborene Kinder nicht automatisch und erkennt auch die Beschlüsse, die solche Verträge gültig machen, nicht an.
Die Sache ändert sich jedoch, wenn es um die sozialen Rechte der Kinder geht.
Denn jenseits der ethischen Debatte, die diese Praxis umgibt, kann das System eine Realität nicht ignorieren: Es gibt Kinder, die durch Leihmutterschaft geboren werden und Schutz brauchen.
Hier kommt die Doktrin des Obersten Gerichtshofs zur Sozialversicherung ins Spiel, die, ohne Leihmutterschaft zu legitimieren, eine – kleine, aber bedeutende – Tür zum Schutz von Minderjährigen geöffnet hat, die unter diesen Umständen geboren wurden.
Der Wendepunkt kam 2016, als die Sozialkammer des Obersten Gerichtshofs über zwei richtungsweisende Fälle entschied. In beiden Fällen hatten spanische Eltern im Ausland eine Leihmutterschaft in Anspruch genommen und beantragten Mutterschaftsleistungen von der Sozialversicherung .
Schon vor der Entscheidung des Obersten Gerichtshofs zeigten einige untere Gerichte Sensibilität für dieses Rechtsdilemma.
Diese Urteile waren wie die ersten Tropfen vor dem Regen: Sie markierten einen Mentalitätswandel, den der Oberste Gerichtshof schließlich in eine Doktrin umsetzte.
Die Urteile aus dem Jahr 2016 stellten keine Billigung der Leihmutterschaft dar, sondern stellten vielmehr eine stillschweigende Anerkennung dessen dar, was das System nicht ignorieren kann: Die Kinder sind bereits da und sie verdienen Schutz.
Der Oberste Gerichtshof hat nicht das Gesetz geändert, sondern die Perspektive. Wo man früher einen Verstoß gegen die öffentliche Ordnung sah, sieht man heute eine Frage des sozialen Schutzes und der Kinderrechte.