
Ein Team in einem Labor für künstliche Befruchtung untersucht winzige Embryonen unter dem Mikroskop. Hier findet ein entscheidender Schritt im Verlauf einer Leihmutterschaft statt. Es wird entschieden, welche Embryonen die besten Chancen haben, sich zu einem Baby zu entwickeln, und welche die größten Risiken bergen. Dieser Moment der Stille ist von zentraler Bedeutung und basiert auf dem bekannten Verfahren der Embryonenselektion.
Doch wie wird ein Embryo als „geringer Qualität“ eingestuft? Welche morphologischen und genetischen Kriterien werden für die Auswahl oder den Ausschluss herangezogen? Im folgenden Artikel erklären wir, wie dieser Filter funktioniert, warum er so wichtig ist und welchen Einfluss er auf den Erfolg der Leihmutterschaft hat.
Bei einer Leihmutterschaft möchten die Wunscheltern dem Baby die bestmögliche Versorgung zukommen lassen. Dazu gehört auch, sicherzustellen, dass der übertragene Embryo die besten Chancen hat, sich einzunisten, gut zu wachsen und zu einer gesunden Schwangerschaft zu führen.
Die Embryonenselektion zielt genau darauf ab: unter allen verfügbaren Embryonen diejenigen mit dem größten Erfolgspotenzial zu identifizieren und das Risiko von Fehlgeburten, Komplikationen oder Schwangerschaftskomplikationen zu minimieren. Dies geschieht anhand morphologischer Kriterien (Aussehen, Form, Zellzahl usw. des Embryos) und genetischer Kriterien (Chromosomenzusammensetzung, Vorhandensein von Aneuploidien usw.).
Wenn ein Embryo als „niedrige Qualität“ bezeichnet wird, bedeutet dies in der Regel, dass er nach bestimmten Kriterien eine geringere Wahrscheinlichkeit hat, sich einzunisten oder zu einer erfolgreichen Schwangerschaft zu führen. Dieses Verständnis hilft, fundierte Entscheidungen über eine Leihmutterschaft zu treffen: Welcher Embryo soll transferiert werden, was ist zu erwarten und wie lässt sich die Schwangerschaft planen?
Um dies genauer zu erklären, betrachten wir einige Nuancen. Im Kontext der Embryonenselektion gilt ein Embryo als minderwertig, wenn er bei der Beurteilung bestimmte morphologische und/oder genetische Parameter, die mit einer guten Lebensfähigkeit verbunden sind, nicht optimal erfüllt.
Experten beobachten den Embryo zu verschiedenen Zeitpunkten — beispielsweise am dritten und fünften Tag der Kultivierung —, um sein Wachstum zu beurteilen. Sie analysieren die Zellzahl, die Teilungsrate, die Fragmentierung (das Ablösen kleiner Zytoplasmafragmente), die Masse der inneren Zellen — aus denen sich das Baby entwickeln wird — und die äußere Schicht, aus der die Plazenta entsteht (das Trophektoderm). Außerdem wird beurteilt, wie sich die Blastozyste entwickelt, also ob der Embryo kräftig wächst oder nicht.
Eine aktuelle Metaanalyse zeigte, dass die Morphologie der Blastozyste entscheidend für die Vorhersage ihrer Qualität ist: Das Trophektoderm hat einen größeren Einfluss auf die Einnistung als die innere Masse oder der Expansionsgrad. Vereinfacht gesagt, hat ein Embryo mit wenigen Zellen, starker Fragmentierung oder einer schlecht definierten Struktur eine geringere Einnistungswahrscheinlichkeit. Laut einer vielbeachteten Studie sinkt die Erfolgswahrscheinlichkeit sogar deutlich, wenn die Fragmentierung 25 % übersteigt.
Doch nicht alles ist mit bloßem Auge sichtbar. Hinter dem Erscheinungsbild des Embryos verbirgt sich etwas Unsichtbares: sein Erbgut. Mithilfe von Techniken wie der Embryobiopsie und Aneuploidie-Tests können Spezialisten feststellen, ob der Embryo die korrekte Anzahl an Chromosomen besitzt oder ob Anomalien vorliegen.
Wenn ein Embryo zusätzliche oder fehlende Chromosomen aufweist, erhöht sich das Risiko einer Nichteinnistung, eines Schwangerschaftsabbruchs oder des Auftretens genetischer Anomalien. Tatsächlich ist die beste Methode zur Klassifizierung von Embryonen die Kombination morphologischer und genetischer Kriterien.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass ein Embryo als von geringer Qualität gilt, wenn er eine ungünstige Morphologie und/oder genetische Veränderungen aufweist, die seine Entwicklungschancen verringern.
Wir werden in einfacher Weise die Schritte beschreiben, die üblicherweise bei der Beurteilung im Kontext der Leihmutterschaft befolgt werden.
Nach der In-vitro-Fertilisation werden die Embryonen mehrere Tage lang im Labor kultiviert — in der Regel bis zum 3., 5. oder 6. Tag —, damit sie sich von wenigen Zellen zu einer Blastozyste (einem fortgeschritteneren Entwicklungsstadium) entwickeln. Während dieser Zeit beobachten Spezialisten sie sehr genau, entweder mit einem herkömmlichen Mikroskop oder mit Inkubatoren, die mit Zeitraffer-Videokameras ausgestattet sind. So können sie ihre Entwicklung verfolgen, ohne das Wachstum zu unterbrechen.
Die aktuellsten Leitlinien zur assistierten Reproduktion stimmen in einem wesentlichen Punkt überein: Eine gute Embryokultur ist die Grundlage für eine präzise Beurteilung der Embryonenqualität. Ohne eine stabile und kontrollierte Umgebung ist eine verlässliche Bewertung nicht möglich.
Embryologen analysieren Embryonen nach sehr spezifischen und standardisierten Kriterien:
Die aktuellsten ESHRE/ALPHA-Richtlinien berücksichtigen diese Kriterien und etablieren sie als internationale Referenz für die einheitliche Beurteilung der Embryonenqualität.
Parallel oder ergänzend bieten einige Labore Präimplantationsdiagnostik (z. B. PGT-A) zur Erkennung von Chromosomenanomalien (Aneuploidien) an. Dieser Teil der Embryonenselektion hilft, Embryonen mit hohem Risiko eines Misserfolgs auszusortieren. Laut einer Studie verbessert die genetische Untersuchung die Selektion, jedoch stets in Kombination mit anderen Parametern.
Nach der Beurteilung der Embryonen werden diese nach ihrer Qualität (Morphologie und Genetik) eingestuft, um zu entscheiden, welcher Embryo zuerst transferiert, welcher für später eingefroren oder, im Falle einer Leihmutterschaft, welcher der Leihmutter übergeben wird. Die Empfehlungen von ESHRE/ALPHA schreiben vor, dass Beurteilung und Klassifizierung standardisierten Kriterien folgen müssen.
Bei einer Leihmutterschaft ist die Embryonenqualität noch wichtiger, da das Ziel darin besteht, den Zyklus sowohl für die Wunscheltern als auch für die Leihmutter zu optimieren. Zum Beispiel:
Bei der Beurteilung eines Embryos achten Spezialisten auf eine Reihe von Anzeichen, die auf eine geringere Qualität hindeuten können. Diese Hinweise ergeben sich aus seinem Aussehen (morphologische Kriterien), seiner genetischen Information und der Umgebung, in der er sich entwickelt.
Aus morphologischer Sicht kann ein Embryo als qualitativ minderwertig gelten, wenn er beispielsweise am dritten Tag nur vier statt der erwarteten sechs oder acht Zellen aufweist oder seine Teilungsrate zu langsam ist. Auch die Fragmentierung, also das Vorhandensein kleiner, abgebrochener Zytoplasmafragmente, spielt eine Rolle: Übersteigt sie 25 %, sinken die Einnistungschancen deutlich. Darüber hinaus beobachten Embryologen, ob die Zellen symmetrisch und einheitlich sind oder ob sie Unterschiede in Größe und Form aufweisen.
An den Tagen 5 und 6, wenn der Embryo das Blastozystenstadium erreicht, werden sein Expansionsgrad, die Qualität der inneren Zellmasse (ICM) – aus der sich das Baby entwickelt – und des Trophektoderms (TE) – aus dem die Plazenta entsteht – analysiert. Studien zeigen, dass Blastozysten mit einem Trophektoderm der Qualität „A“ eine deutlich höhere Wahrscheinlichkeit für eine erfolgreiche Einnistung aufweisen. Andere Details, wie das Vorhandensein von Vakuolen, Granulationen oder einer unregelmäßigen Zona pellucida, werden mit Vorsicht beurteilt.
Anhand genetischer Marker analysieren Experten, ob der Embryo eine Aneuploidie aufweist, also eine falsche Anzahl an Chromosomen, was das Risiko von Fehlgeburten oder Fehlbildungen erhöhen kann. Sie berücksichtigen auch Fälle von Mosaizismus, bei denen einige Zellen normal sind und andere Anomalien aufweisen — eine Art von Ungleichgewicht, das nicht immer allein durch die Beobachtung der Morphologie erkennbar ist.
Schließlich beeinflussen weitere Faktoren die Embryonenqualität, obwohl sie nicht direkt vom Embryo selbst abhängen: das Alter der Wunschmutter bzw. der Eizellenspenderin (ältere Frauen haben ein höheres Risiko für Fehlbildungen), die Qualität des Labors, die Kulturbedingungen, die Befruchtungsmethode und sogar die Spermienqualität. Im Falle einer Leihmutterschaft können auch der Gesundheitszustand und das Umfeld der Leihmutter den Erfolg des Verfahrens beeinflussen, selbst wenn sie die Qualität des Embryos selbst nicht beeinträchtigen.

Ziel des gesamten Embryonenauswahlprozesses ist es, Risiken zu minimieren und optimale Ergebnisse zu erzielen. Die Wahl eines Embryos minderer Qualität kann jedoch bestimmte Risiken erhöhen, über die Sie sich im Klaren sein sollten:
Die Identifizierung von Embryonen minderer Qualität ist daher keine stigmatisierende, sondern eine schützende Angelegenheit: Sie ermöglicht die Umverteilung von Ressourcen, bessere Entscheidungen und das Setzen realistischer Erwartungen.
Ja. Es ist wichtig, nicht dem Irrglauben zu verfallen, dass „niedrige Qualität“ gleichbedeutend mit „unmöglich“ ist. Diese Unterscheidung ist entscheidend, wenn man Leihmutterschaft unterstützt.
Kurz gesagt: Qualität ist ein Erfolgsfaktor, kein Fluch. Doch die Wahl einer besseren Option ist immer vorteilhafter, insbesondere im Kontext der Leihmutterschaft, wo jeder Schritt von größter Bedeutung ist.
Die Embryonenauswahl spielt bei der Leihmutterschaft eine entscheidende Rolle, nicht nur aus medizinischer, sondern auch aus emotionaler und organisatorischer Sicht. Eine gute Wahl entscheidet über einen kürzeren, besser planbaren Weg oder einen längeren, von Unsicherheiten geprägten.
Erstens trägt die Identifizierung und der Transfer von Embryonen höherer Qualität dazu bei, die Anzahl erfolgloser Zyklen zu reduzieren. Bei einer Leihmutterschaftsbehandlung, die mit einer erheblichen körperlichen, emotionalen und finanziellen Belastung verbunden ist, kann die Erhöhung der Erfolgsaussichten beim ersten Transfer eine enorme Erleichterung für die Wunscheltern und die Leihmutter bedeuten.
Darüber hinaus ermöglicht dieses Verfahren einen gezielteren und sichereren Embryotransfer. Das Ärzteteam und die Wunscheltern entscheiden sich in der Regel dafür, zuerst den Embryo mit der höchsten Qualität zu transferieren. Es wird fast immer empfohlen, dies einzeln zu tun, um das Risiko von Mehrlingsschwangerschaften und damit verbundenen Komplikationen zu minimieren.
Ein weiterer wichtiger Vorteil ist Transparenz. Wenn zukünftige Eltern wissen, dass die Embryonen anhand morphologischer und genetischer Kriterien beurteilt wurden, gewinnen sie mehr Sicherheit und Ruhe. Zu wissen, dass Entscheidungen auf objektiven Daten und nicht auf Intuition beruhen, macht den gesamten Prozess transparenter und menschlicher.
Auch die Zyklusplanung und Budgetierung werden direkt beeinflusst. Die Verwendung eines qualitativ hochwertigen Embryos ermöglicht ein besseres Zeitmanagement, vermeidet unnötige Wartezeiten und reduziert Unsicherheiten. Darüber hinaus trägt sie dazu bei, dass alle Beteiligten — Klinik, Leihmutter und Wunscheltern — die gleichen Erwartungen haben und an einem Strang ziehen.
Schließlich fördert dieser Prozess fundierte Entscheidungen. Eltern können selbstverständlich fragen, wie viele Embryonen erzeugt wurden, wie viele die höchsten morphologischen Kriterien erfüllen, ob Gentests durchgeführt wurden und wie die Qualitätsbewertung aussieht. Klare Antworten auf diese Fragen geben ihnen nicht nur Sicherheit, sondern stärken auch ihr Gefühl der Kontrolle und der aktiven Beteiligung in dieser wichtigen Phase.
Der erste Schritt ist die Kontaktaufnahme mit Ihrer Familienberaterin/Ihrem Familienberater, um Informationen zur Embryonenbeurteilung — sowohl morphologisch als auch genetisch — zu erhalten. Dies hat einen entscheidenden Einfluss auf die Ergebnisse. Fragen Sie am besten nach dem verwendeten System zur Embryonenklassifizierung — beispielsweise der Gardner-Methode oder den aktualisierten ESHRE/ALPHA-Richtlinien —, da nicht alle Labore die gleichen Standards anwenden. Falls das Labor eine Präimplantationsdiagnostik (PID) anbietet oder empfiehlt, sollten Sie sich unbedingt informieren, wann diese durchgeführt wird und welche Informationen sie liefert.
Bei Gestlife erklären wir Ihnen stets transparent, wie viele Embryonen pro Zyklus typischerweise gewonnen werden, wie viele davon als qualitativ hochwertig eingestuft werden und wie viele aufgrund mangelnder Qualität verworfen werden — und vor allem warum. Wir stellen Ihnen außerdem statistische Ergebnisse zur Verfügung (Einnistungs-, Schwangerschafts- und Erfolgsraten pro Zyklus).
Kommunikation ist ein weiterer Schlüsselfaktor. In solch heiklen Prozessen ist das Verständnis jedes einzelnen Schrittes grundlegend für sichere und mutige Entscheidungen.
Letztendlich funktioniert bei einer Leihmutterschaft alles am besten, wenn die Zusammenarbeit zwischen dem Gestlife-Team, der Leihmutter und den Wunscheltern reibungslos verläuft. Die Qualität des Embryos ist zwar unerlässlich, aber der Erfolg des gesamten Prozesses hängt auch davon ab, dass alle Beteiligten mit klaren Informationen und gegenseitigem Vertrauen zusammenarbeiten.
Um den Artikel zu veranschaulichen, möchten wir ein einfaches Beispiel anführen:
Maria und David haben sich für eine Leihmutterschaft entschieden. In ihrem Zyklus entstanden 6 Embryonen. Das Laborteam wendet das Verfahren zur Embryonenselektion an:
Dieser Fall zeigt beispielhaft, wie morphologische und genetische Beurteilung im Rahmen der Embryonenselektion bei einer Leihmutterschaft kombiniert werden.
Die Embryonenselektion ist einer der wichtigsten Schritte in jedem Leihmutterschaftsprogramm. Die Identifizierung von Embryonen minderer Qualität — basierend auf morphologischen und genetischen Kriterien — bedeutet nicht einfach nur, zu entscheiden, welche „besser“ oder „schlechter“ sind, sondern vielmehr, die Erfolgschancen zu erhöhen, Unsicherheiten zu reduzieren und fundierte und verantwortungsvolle Entscheidungen zu treffen.
Das Verständnis der morphologischen Beurteilungsmerkmale (wie Zellzahl, Fragmentierung sowie Qualität der inneren Zellmasse und des Trophoblasten) und der genetischen Analysen (wie Aneuploidien und Mosaizismus) hilft sowohl zukünftigen Eltern als auch dem medizinischen Team, mit mehr Klarheit, Zuversicht und realistischen Erwartungen zu arbeiten. Ein Embryo geringerer Qualität bedeutet nicht zwangsläufig, dass er sich nicht entwickeln kann, sondern erfordert lediglich die Überwachung weiterer Faktoren und eine sorgfältigere Planung.
Wenn Sie sich für eine Leihmutterschaft entscheiden, ist es am besten, sich umfassend zu informieren und aktiv mitzuwirken. Stellen Sie Fragen, hören Sie aufmerksam zu und verstehen Sie jeden Schritt der Embryonenauswahl. Zu wissen, warum ein Embryo ausgewählt und ein anderer verworfen wird, gibt Ihnen Kontrolle und innere Ruhe.
Denn letztendlich geht es nicht darum, den „perfekten“ Embryo zu finden — den es nur selten gibt —, sondern darum, den bestmöglichen für Ihre Situation zu finden, mit allen Informationen zur Hand und der Hoffnung, die gut unterstützt wird.